IHK NRW

„Wenn wir das überleben, überleben wir alles“


Jonathan Mink_Herr Nilsson Eventlocation Arnsberg
Jonathan Mink, Chef der Eventlocation Herr Nilsson in Arnsberg und seine Lebensgefährtin Filipa Marques
„Wir wollten dieses Jahr richtig Gas geben“, sagt Jonathan Mink, Chef der Eventlocation Herr Nilsson in Arnsberg, mit Blick auf das Jahr 2020. Doch statt Partys, Comedy-Veranstaltungen und Hochzeiten herrscht auf den 400 Quadratmetern im Souterrain des Brückencenters absolute Leere. „Seit dem 1. Lockdown dürfen wir nichts mehr machen, das ist bitter.“
Jonathan Mink ist leidgeprüft. Er hat in Eigenarbeit die Eventlocation hergerichtet und wollte 2017 eröffnen. Weil sich die Arbeiten am Brückencenter, in dem Herr Nilsson liegt, aber verzögerten, konnte Mink erst ein ganzes Jahr später eröffnen als geplant – im November 2018. „Das war schon die erste große Herausforderung für uns. Dafür lief das letzte Jahr richtig gut. Das freut uns, weil es zeigt, dass unser Konzept hier in Arnsberg funktioniert.“ Gemeinsam mit Lebensgefährtin Filipa Marques und 30 Mitarbeitern auf 450-Euro-Basis hat der Jungunternehmer 2019 statt, wie geplant, 30 Öffnungstage 96 gestemmt.
Dann kam Corona. Wo vorher bis zu 1000 Gästen pro Partynacht feierten, herrscht nun Stille. „Wir haben alle Veranstaltungen abgesagt. Die geplanten Hochzeiten haben wir so gut es geht ins Jahr 2021 verschoben“, berichtet Jonathan Mink. „Das heißt aber auch, dass wir dann bestenfalls das realisieren, was für 2020 geplant war, und nicht doppelt verdienen.“ Dass es so schlimm gekommen ist, kann er noch immer kaum glauben. Da sind auch 15.000 Euro Soforthilfe kein Trost gewesen, zumal sich Jonathan Mink gewünscht hätte, dass dafür eine andere Bemessungsgrundlage angelegt worden wäre: „Statt Anzahl der Mitarbeiter hätte man besser den Umsatz gewählt“. Jetzt hofft er, dass ihm zumindest 2021 die Vergnügungssteuer erlassen wird: „Das würde uns helfen. Schön wäre auch, wenn es insgesamt flexiblere Lösungen für Steuerrückzahlungen geben würde“.
Den Kopf in den Sand zu stecken, kommt für Jonathan Mink aber nicht in Frage. Kurz nach dem 1. Lockdown hat er über einen eigenen Onlineshop Masken mit dem Affen als Markenzeichen der Location angeboten. „Die Resonanz war super“, erzählt Jonathan Mink. „Am ersten Tag gingen über 400 Bestellungen ein.“ So viel, dass er vier Schneiderinnen auf 450-Euro-Basis mit der Produktion beauftragen musste. Ergänzt wird das Sortiment inzwischen mit T-Shirts, Pullis und Rucksäcken. „Allein zu sehen, dass die Leute unsere Sachen tragen und uns damit unterstützen, tut gut“, sagt der Chef der Eventlocation.
Im Sommer 2020 ist Herr Nilsson umgezogen – ein wenig jedenfalls: Jonathan Mink konnte in Absprache mit der Stadt Arnsberg die Ruhrterrassen übernehmen, um dort Open Air von freitags bis sonntags Musikevents, Comedy-Veranstaltungen und Quizabende zu veranstalten. Dafür hat er 6000 Euro in Außenmobiliar investiert, einen Foodtruck organisiert, die Zusammenarbeit mit einer Eisdiele in die Wege geleitet und ein Hygiene- und Sicherheitskonzept ausgearbeitet. „Unser Angebot wurde sehr gut angenommen, man merkt, dass die Leute wieder Lust hatten, etwas zu unternehmen“. 120 Gäste waren erlaubt. „Damit haben wir kaum etwas verdient, wir mussten jeden Morgen und jeden Abend die Möbel auf- und abbauen und das Ganze hing stark vom Wetter ab“, sagt Jonathan Mink. „Aber“, ergänzt er, „so bleiben wir bei den Leuten in Erinnerung und so konnten auch einige meiner Mitarbeiter, die auf das Geld angewiesen sind, wenigstens ein bisschen arbeiten.“ Bis Ende September fanden die Veranstaltungen draußen statt. „Wir haben dafür ein tolles Feedback bekommen und wollen das Konzept in der Zukunft im Sommer weiterführen.“
Doch nach dem Sommer kam der Herbst – und mit diesem der zweite Lockdown, der Minks Hoffnung zerschlug, mit einem Hygiene- und Sicherheitskonzept wenigstens für private Feiern wieder öffnen zu dürfen. Immerhin: „Wir haben Überbrückungs- und Novemberhilfen beantragt und den Großteil der Gelder auch schnell bekommen. Und da bei der Novemberhilfe der Umsatz als Bemessungsgrundlage angelegt worden ist, hilft uns das sehr viel mehr als die Soforthilfe aus dem Frühjahr. Solange es finanzielle Unterstützung gibt, können wir überleben“, sagt Mink. Er fragt sich allerdings, wie lange die Bundesregierung solch‘ umfangreiche Hilfspakete schnüren kann.
Jonathan Mink hofft, im Frühjahr wenigstens wieder für private Feiern öffnen zu dürfen – ein Hygiene- und Sicherheitskonzept hat er für diese Fälle ja längst ausgearbeitet. Was die Partys mit mehreren hundert Gästen betrifft, glaubt der Chef der Eventlocation allerdings nicht daran, dass er diese vor dem Herbst wieder anbieten darf. „Was dabei nicht in Vergessenheit geraten darf, ist die Tatsache, dass daran viele Arbeitsplätze hängen – nicht nur in meinem eigenen Unternehmen, sondern auch in den Betrieben, mit denen ich normalerweise zusammenarbeite, also zum Beispiel Getränkelieferanten.“ Unterkriegen lassen will er sich trotz allem nicht: „Wenn wir das überleben, überleben wir alles.“