IHK NRW

Transformation des Welthandels

Bereits in den vergangenen Jahren haben wirtschaftliche Folgen der Corona-Pandemie, steigende Handelshemmnisse und Störungen in den Lieferbeziehungen Unternehmen dazu veranlasst, ihre Lieferketten anzupassen. Ziel ist es, unabhängiger von einzelnen Produkten oder Lieferländern zu werden und sich breiter aufzustellen – Stichwort Diversifizierung.

Maßnahmen angesichts geopolitischer Herausforderungen

Mit Blick auf die aktuellen geopolitischen Herausforderungen unternimmt die NRW -Wirtschaft weitere Maßnahmen, um ihr Auslandsgeschäft krisenfest zu gestalten und eventuelle Risiken breiter zu streuen. Dazu zählt beispielsweise die Erschließung neuer Märkte (57 Prozent), insbesondere für den Export. Die Erhöhung der Lagerhaltung (38 Prozent) spielt vor allem für diejenigen eine Rolle, die Lieferausfälle und Produktionsstörungen umgehen wollen. Die Verlagerung der Produktion ins Ausland kommt für jedes zehnte Unternehmen infrage, häufig aufgrund besserer Standortbedingungen wie beispielsweise niedrigerer Energiepreise.

Mittelfristig wichtiger werdende Märkte

Insgesamt zeigt die Going International Umfrage, dass sich Unternehmen intensiv mit dem Thema Diversifizierung auseinandersetzen. Der Markterschließung kommt hierbei eine große Rolle zu. Auf die Frage nach bedeutend werdenden Märkten sehen knapp drei Viertel der NRW -Unternehmen die Eurozone perspektivisch als wichtigen Absatz- und Beschaffungsmarkt an.
Auch der restliche EU-Binnenmarkt sowie der nordamerikanische Kontinent (44 Prozent) – insbesondere die USA (34 Prozent) – gewinnen mittelfristig an Bedeutung. Die USA waren immer schon ein wichtiger Markt für Unternehmen aus NRW – jetzt steigt das Interesse beispielsweise durch vorteilhafte Standortbedingungen wie günstigere Steuern und Energiepreise, befeuert durch den Inflation Reduction Act. Spannend für Unternehmen ist auch der Asien-Pazifik-Raum (ohne China) – insbesondere für Firmen, die auf dem chinesischen Markt aktiv sind und sich breiter aufstellen wollen.

Politische Maßnahmen, die die Diversifizierung erleichtern 

Ein wichtiger Part bei der Diversifizierung von Lieferketten kommt den Unternehmen zu. Politische Rahmenbedingungen können die unternehmerischen Vorhaben flankieren und deren Umsetzung erleichtern. 70 Prozent der Unternehmen wünschen sich dafür einen stärkeren Einsatz für den Abbau von Handelshemmnissen. Diese zählen immer noch zu den stärksten Hürden und Benachteiligungen im Auslandsgeschäft.
Eine wichtige politische Maßnahme sehen Unternehmen auch in ehrgeizigeren Handelsabkommen mit wichtigen Handelspartnern (56 Prozent). Handelsabkommen sind ein essenzieller Baustein für funktionierenden und fairen globalen Handel und tragen ihren Teil zur Diversifizierung von Wertschöpfungsketten bei. Die Stärkung des Multilateralismus, etwa in der Welthandelsorganisation, würde ebenfalls fairen Wettbewerb und einheitlichere Regeln ermöglichen. Voraussetzung dafür ist jedoch die Reform der WTO und die Reaktivierung des WTO -Streitbeilegungsmechanismus.