IHK NRW

Noch viel Bewegung am Ausbildungsmarkt in NRW

Ausbildungsmarktpartner: Aufholjagd nach Corona läuft – Jetzt Chancen nutzen

Auch im zweiten Jahr der Corona-Virus-Pandemie bleibt die Lage auf dem Ausbildungsmarkt in NRW herausfordernd und bietet gleichzeitig viele Chancen. Ende August waren noch rund 19.000 Bewerberinnen und Bewerber auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz, gleichzeitig gab es fast 27.700 offene Stellen.
Gemeinsam haben der Westdeutsche Handwerkskammertag (WHKT), die Industrie- und Handelskammern in NRW (IHK NRW) und die Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch (1.9.) eine erste Zwischenbilanz gezogen.
Dabei wurde deutlich: Der Ausbildungsmarkt befindet sich gegenüber 2020 in der Aufholjagd und bietet aktuell noch viele Chancen, zudem haben sich viele Betriebe und Bewerberinnen und Bewerber noch nicht abschließend gefunden. Viele Bewerbungsverfahren laufen noch. Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge hat gegenüber 2020 zugenommen, liegt jedoch aktuell noch unter dem zuvor üblichen Niveau.
Vor allem mit Blick auf die Zukunft und den Fachkräftebedarf sei es deshalb wichtig, in den kommenden Wochen noch einmal den Turbo zu zünden.
„Unsere gemeinsame Botschaft heute ist, dass der Ausbildungsmarkt in NRW Bewerberinnen, Bewerbern und Betrieben auch in der aktuellen Situation noch viele Chancen bietet und es sich für beide Seiten lohnt, die kommenden Wochen intensiv zu nutzen“, so Torsten Withake, Chef der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit (BA) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit IHK NRW und WHKT.
Auch im zweiten Jahr der Pandemie war 2021 der Ausbildungsmarkt in NRW im Frühjahr und Frühsommer stark von allgemeinen Einschränkungen und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten aufgrund des Lockdowns geprägt. So meldeten sich zum einen weniger Bewerberinnen und Bewerber um eine Ausbildungsstelle, zum anderen wurden auch weniger Ausbildungsstellen gemeldet.
In den Sommermonaten nahm der Ausbildungsmarkt dann wieder deutlich an Dynamik zu. Verglichen mit der Zeit vor der Corona-Pandemie wurden im Juni und Juli in NRW deutlich mehr Ausbildungsstellen gemeldet als sonst in diesen Monaten üblich. Dennoch konnte die Lücke zum Stand von vor Corona nicht geschlossen werden.
Vergleicht man den Ausbildungsmarkt 2021 mit dem Ausbildungsmarkt 2019 werden die Auswirkungen der Corona-Virus-Pandemie besonders deutlich. 104.626 Ausbildungsstellen wurden bis Ende August für das aktuelle Ausbildungsjahr bei den Agenturen für Arbeit gemeldet. Das ist im Vergleich zum Jahr 2019 ein Minus von 11.170 Stellen oder minus 9,6 Prozent.
Das sich die aktuelle Lage dennoch für die Bewerberinnen und Bewerber relativ günstig darstellt, liegt vor allem daran, dass auch die Zahl der Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz suchen, deutlich zurückgegangen ist.
So fällt die Veränderung bei den Bewerberinnen und Bewerbern noch deutlicher aus als bei den Ausbildungsstellen: 104.064 jungen Menschen suchten 2021 nach einer Ausbildungsstelle, 20.455 oder 16,4 Prozent weniger als im Jahr 2019 vor der Corona-Pandemie. Trend auf dem Ausbildungsmarkt zeigt nach oben
Bei allen Herausforderungen, die den aktuellen Ausbildungsmarkt insbesondere verglichen mit der Situation vor Corona prägen, zeigt sich dennoch im direkten Vorjahresvergleich für das aktuelle Jahr eine Aufhellung des Ausbildungsmarkts. Ähnlich wie auf dem Arbeitsmarkt gibt es erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung, die auch positiv auf die Ausbildungssituation wirkt.
Im Handwerk lag Ende Juli die Zahl der eingetragenen Ausbildungsverträge mit 18.796 deutlich über der Zahl von 16.533 aus dem Jahr 2020 und sogar nur noch leicht unter der Zahl von 19.408 eingetragenen Verträgen im Jahr 2019. Damit konnte sich die Ausbildungssituation im Bereich des Handwerks im aktuellen Jahr deutlich erholen.
Die Zahl der Ausbildungsverhältnisse im Bereich Industrie, Handel und Dienstleistung konnte bis Juli 2021 mit 45.839 eingetragenen Verträgen das Vorjahr übertreffen. 2020 waren es Ende Juli noch 43.783 Verträge. Ein deutliches Minus zeigt sich im Vergleich mit 2019. Damals waren Ende Juli fast 54.432 Verträge bei der IHK eingetragen, 8.593 Verträge mehr als heute.
Torsten Withake, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW
„Ich freue mich, dass sich die Situation am Ausbildungsmarkt nach anfänglich schwerem Start im Verlauf des Jahres aufgehellt hat. Das ist ein positives Signal. Aber ich bin auch der Auffassung, dass wir jetzt noch einmal den Turbo zünden sollten. Es gibt nach wie vor noch viele Jugendliche, die eine Chance suchen und auch verdienen. Auch für die Unternehmen ist es wichtig, jetzt in die Ausbildung zu investieren. Denn wir merken aktuell: Die einsetzende wirtschaftliche Erholung lässt auf dem Arbeitsmarkt den Fachkräftebedarf wieder spürbar steigen. Der Nachwuchs, den wir heute nicht ausbilden, fehlt der Wirtschaft schon in wenigen Jahren. Ich sehe deshalb alle Partner verpflichtet, ich bin mir sicher, gemeinsam werden wir da noch viel bewegen.“
Ralf Stoffels, Präsident der Industrie und Handelskammern NRW
„Der Anstieg an neuen Ausbildungsverträgen in den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistungen ist ein positives Signal für NRW. Gleichzeitig zeigen die vielen noch offenen Ausbildungsstellen, dass der Bedarf in den Unternehmen nach Nachwuchsfachkräften weitaus größer ist. Selten gab es so gute Chancen mit einem festen Ausbildungsvertrag, einer sicheren Vergütung und klaren Aufstiegsperspektiven in das Berufsleben zu starten. Ein großes Angebot an Ausbildungsplätzen ist auch direkt auf der IHK-Lehrstellenbörse zu finden. Unter dem Motto #GetReal, #GemeinsamInsEchteLeben präsentiert die Internetseite www.mach-eine-ausbildung.de viele weitere Gründe für eine Ausbildung, Interviews mit aktuellen Auszubildenden, Bewerbungstipps und vieles mehr. ​Wir können daher nur alle jungen Menschen ermuntern, sich über die großartigen Möglichkeiten der beruflichen Ausbildung bei den Industrie- und Handelskammern zu informieren und sich für einen Ausbildungsplatz zu bewerben.“
Berthold Schröder, Vizepräsident des Westdeutschen Handwerkskammertags
"Bei wirklich guter Auftragslage und besten Perspektiven sucht das Handwerk dringend junge Menschen, die nach der Schule oder auch nach einem Studienabbruch einen Beruf im Handwerk erlernen möchten. Wir wollen junge Menschen zu Fachkräften, Führungskräften sowie auch zu Unternehmerinnen und Unternehmer qualifizieren. Im familienfreundlichen Wirtschaftsbereich Handwerk steht der Mensch im Mittelpunkt. Freie Ausbildungsplätze gibt es noch im ganzen Land und die Bewerbung um einen Ausbildungsplatz lohnt sich in diesem Jahr 2021 sicher noch bis in den Herbst. Ideal ist ein Einstieg zum gegenseitigen Kennenlernen über ein Praktikum, auch in diesen Coronazeiten."

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