MIGRANTISCHE GRÜNDUNGEN – EIN UNTERSCHÄTZTER WIRTSCHAFTSFAKTOR
IHK NRW überreicht Gründungsreport an NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur
NRW zählt zu den Hochburgen für Unternehmensgründungen durch Menschen mit Einwanderungsgeschichte. Doch was kennzeichnet migrantische Gründungen? Und wie entwickelt sich das Gründungsgeschehen insgesamt? Wichtige Antworten liefert der neue „Gründungsreport 2025“ von IHK NRW.
Seit dem Corona-Jahr 2020 steigt die Zahl der Unternehmensgründungen in Nordrhein-Westfalen wieder und erreichte 2024 ungefähr das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019. Damit ist der Abwärtstrend von 2016 bis 2020 vorerst gestoppt. Zugleich nimmt in NRW die Zahl der Gründungen durch Menschen mit Einwanderungsgeschichte kontinuierlich zu. Ihr Anteil an allen Selbstständigen liegt inzwischen bei 27 Prozent.
Der neue „Gründungsreport NRW 2025“ von IHK NRW liefert umfassende Einblicke in das aktuelle Gründungsgeschehen in Nordrhein-Westfalen. Alle zwei Jahre nehmen die Industrie- und Handelskammern in NRW das Gründungsgeschehen im Land, auf Basis einer breit angelegten Befragung, genau unter die Lupe. Nun liegt die fünfte Auflage des IHK-Gründungsreports vor. 2023 standen weibliche Gründungen im Mittelpunkt. In der aktuellen Ausgabe stehen migrantische Gründungen im Fokus. Für diesen Befragungsschwerpunkt kooperierte IHK NRW mit der Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI) aus Essen.
v.l.n.r: Cem Sentürk / Simone Bergmann / Mona Neubaur / Dr. Ralf Mittelstädt / Dr. Nikolaus Paffenholz
Wirtschaftsministerin Mona Neubaur: „Der IHK-Gründungsreport zeigt deutlich: NRW lebt von Menschen, die anpacken und Ideen in echte Chancen verwandeln. Gerade Gründerinnen und Gründer mit migrantischem Hintergrund bereichern unsere Wirtschaft – sie schaffen Jobs, bringen neue Perspektiven ein und machen unserer Städte lebendiger. Mir ist wichtig, dass jeder Mensch unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder sozialem Hintergrund die gleiche Chance bekommt, erfolgreich zu gründen. Deshalb bauen wir Hürden ab, vereinfachen Verfahren und sorgen dafür, dass gute Förder- und Beratungsangebote wirklich bei den Menschen ankommen.“
„In jedem Fall verdeutlicht unser Report das Potenzial von Gründenden mit Einwanderungsgeschichte“, unterstreicht Ralf Stoffels, Präsident von IHK NRW. „Daher müssen auch zukünftig Gründungen gezielt gefördert und umfassend unterstützt werden, denn sie sind ein zentraler Motor für Innovation und wirtschaftliche Entwicklung. “Gründung muss leichter werden, unbürokratischer, digitaler“, sagt Stoffels. „Zudem muss der Zugang zu Fremdkapital und Risikokapital vereinfacht werden.“
An der diesjährigen Umfrage von IHK NRW beteiligten sich 828 Gründerinnen und Gründer aus allen relevanten Branchen, die sich in den Jahren 2022, 2023 oder 2024 selbstständig gemacht haben. Die allermeisten von ihnen – über 90 Prozent – entschieden sich für eine Neugründung, lediglich 59 Personen gaben an, im Zuge einer Nachfolge ein Unternehmen übernommen zu haben. 52 Prozent der Befragten gründeten ihr Unternehmen im Haupterwerb. Der Anteil an Nebenerwerbsgründungen steigt seit Jahren und erreichte nun 48 Prozent. Gut 77 Prozent gründeten aus einem Beschäftigungsverhältnis heraus, 14 Prozent aus der Arbeitslosigkeit, sechs Prozent aus einem Studium. Das durchschnittliche Gründungsalter liegt bei 41 Jahren. Der Anteil von Frauen an allen Gründenden liegt bei 31 Prozent.
Während dieser Wert eher stagniert, steigt der Gründungsanteil von Menschen mit Einwanderungsgeschichte, also Personen, die entweder selbst oder von denen ein Eltern- oder Großelternteil seit 1950 in das heutige Gebiet Deutschlands eingewandert sind.
„Seit Jahrzehnten sind Menschen mit Einwanderungsgeschichte nicht nur als Beschäftigte tätig, sondern auch als Unternehmer“, erklärt Cem Şentürk, Programmleiter Partizipation in Wirtschaft und Kommune am ZfTI. „Sie schaffen Arbeitsplätze, steigern maßgeblich das Bruttoinlandsprodukt, erhöhen die Angebotsvielfalt auf den Märkten, fördern internationale Handelsbeziehungen und tragen zur Revitalisierung von Stadtteilen bei.“ NRW zähle zu den Hochburgen für Unternehmensgründungen durch Menschen mit Einwanderungsgeschichte.
Bessere Rahmenbedingungen notwendig
Wie die Befragung von IHK NRW und ZfTI zeigt, spielt die eigene Einwanderungsgeschichte in der Wahrnehmung dieser Gründenden im wirtschaftlichen und im Gründungskontext keine große Rolle. Mehr noch: Die Auswertung ergibt, dass mit zunehmender Aufenthaltsdauer in der Regel auch der Akkulturationsgrad steigt und sich langfristig die Verhaltensmuster migrantischer und nicht-migrantischer Unternehmer annähern.