NRW-Industrie braucht Kurswechsel in der Energiepolitik
Steigende Kosten, unsichere Versorgung, gefährdete Wettbewerbsfähigkeit: IHK NRW warnt vor den Folgen der aktuellen Energiepolitik – und fordert einen entschlossenen Kurswechsel. Auf einer Diskussionsveranstaltung am gestrigen Abend wurde klar: Ohne klare Richtungsentscheidung steht viel auf dem Spiel.
Anlass der Veranstaltung waren die Ergebnisse der neuen DIHK-Studie „Neue Wege für die Energiewende (Plan B)“, die die zu erwartenden Kostensteigerungen auf dem deutschen Weg zur Klimaneutralität offenlegt: Auf dem aktuellen Kurs summieren sich die Energiesystemkosten für Deutschland bis 2050 auf 4,8 bis 5,4 Billionen Euro.
Schon heute ist NRW mit einem hohen Anteil energieintensiver Branchen wie Stahl, Chemie, Glas oder Papier von steigenden Energiekosten in besonderem Maße betroffen.
„NRW ist Industrieland Nummer eins in Deutschland – wenn wir hier die Kosten nicht in den Griff bekommen, stehen zehntausende Arbeitsplätze und ganze Wertschöpfungsketten auf dem Spiel“, betont Ralf Stoffels, Präsident von IHK NRW.
Die wachsende Unsicherheit zeigt auch das Energiewende-Monitoring, das Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche gestern vorgestellt hat. Entscheidend ist, dass die Bundesregierung nun stärker auf Kosteneffizienz und auf Marktkräfte setzt.
Den Schätzungen der DIHK-Studie folgend werden die Energiekosten – anders als in der Vergangenheit prognostiziert - in den nächsten Jahrzehnten auf sehr hohem Niveau verharren. Die Unternehmen müssen daher dauerhaft mit Wettbewerbsnachteilen im europäischen und internationalen Vergleich rechnen.
Durch ein schnelles Gegensteuern könnten hingegen Einsparungen von über einer Billion Euro realisiert werden. Neben einer stärkeren Synchronisierung mit den europäischen Klimaschutzzielen sieht die Plan B-Studie Ansatzpunkte in der Neuausrichtung des Emissionshandelssystems und in flexiblen, marktwirtschaftlichen Steuerungs- und Versorgungssicherheitsmechanismen kombiniert mit einer integrierten Infrastrukturplanung. Entscheidend ist dabei, auch die Nachfrageseite stärker in den Blick zu nehmen – eine rein angebotsorientierte Energiepolitik greift zu kurz.
„Wir müssen jetzt alle Einsparpotenziale nutzen, um Klimaschutz, Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit besser miteinander zu verbinden. Denn es ist mehr möglich – und auch nötig,“ führt Ralf Stoffels aus. „Unsere Unternehmen müssen heute mit einer Perspektive von 20 Jahren und mehr investieren. Das Umbautempo muss sich daher an der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und dem internationalen Wettbewerb orientieren“, so Stoffels weiter.
„Die immer stärkere, kleinteilige Steuerung macht die Energiewende zudem unnötig komplex und teuer. Dadurch schränkt sie den Gestaltungsspielraum in den Unternehmen ein. Als Unternehmer brauche ich mehr Freiraum, um effiziente und innovative Lösungen zu entwickeln“, schließt Ralf Stoffels mit Blick auf die betrieblichen Planungen.
Weitere Informationen finden Sie unter www.ihk-nrw.de/energie