Hohe Gewerbesteuern: Nordrhein-Westfalen bleibt Land der steuerlichen Wettbewerbsnachteile

Der regionale Schwerpunkt der Hochsteuerkommunen bei der Gewerbesteuer liegt deutschlandweit in Nordrhein-Westfalen. Nirgendwo sonst ist die durchschnittliche steuerliche Belastung für Unternehmen so hoch.
Mit einem durchschnittlich gewogenen Gewerbesteuerhebesatz von 472 Prozent liegt Nordrhein-Westfalen weit über dem Bundesdurchschnitt von 437 Prozent im Jahr 2024. (DIHK)
„Die Entwicklung ist ein Alarmsignal für den Wirtschaftsstandort NRW“, betont Ralf Stoffels, Präsident von IHK NRW. „Wenn wir Unternehmen halten und neue ansiedeln wollen, müssen die steuerlichen Rahmenbedingungen endlich wettbewerbsfähig werden.“

Trend steigender Hebesätze bei der Gewerbesteuer bleibt 2024 und 2025 ungebrochen

Die Finanzlage vieler NRW-Kommunen ist kritisch und absehbar den zukünftigen Aufgaben nicht mehr gewachsen (Position IHK NRW Kommunalfinanzen). Immer mehr Kommunen sind schon heute überfordert und greifen zum letzten Mittel – der Erhöhung der Hebesätze. Damit verschlechtern sie ihre Wettbewerbsposition und schwächen langfristig ihre Einnahmeseite weiter.
Der Trend weiter steigender Hebesätze bei der Gewerbesteuer ist für die Jahre 2024 und 2025 ungebrochen. Im Jahr 2024 stehen insgesamt 79 Hebesatzerhöhungen bei den Städten und Gemeinden nur 2 Hebesatzsenkungen gegenüber. Im Jahr 2025 stehen insgesamt 64 Hebesatzerhöhungen bei Städten und Gemeinden nur 9 Hebesatzsenkungen gegenüber.
„Statt Unternehmen durch hohe Steuersätze zu belasten, müssen Kommunen zukunftsorientierte Wege gehen“, so Stoffels weiter. „Es braucht dringend nachhaltige Finanzierungsmodelle, die Wirtschafts- und Innovationskraft nicht ausbremsen, sondern fördern.“
Zum Vergleich: Ein Gewerbesteuer-Hebesatz von 400 Prozent (wie durchschnittlich gewogen in Baden-Württemberg) entspricht einem Effektivsteuersatz von 14,0 Prozent auf den Gewerbeertrag. Ein Gewerbesteuer-Hebesatz von 500 Prozent entspricht einem Effektivsteuersatz von 17,5 Prozent auf den Gewerbeertrag. Eine Vielzahl der Städte und Gemeinden in NRW liegt mit ihren festgelegten Hebesätzen nahe an der 500 Prozent-Marke. Da die Gewerbesteuer rund die Hälfte der Gesamtsteuerbelastung ausmacht, liegt die Steuerbelastung für viele Unternehmen in NRW damit deutlich über 30 Prozent.

Bundesweite Top 50 Hochsteuerkommunen bei der Gewerbesteuer aus NRW

Unter den bundesweiten TOP 50 der Hochsteuerkommunen bei der Gewerbesteuer befinden sich bis auf eine Ausnahme nur Städte und Gemeinden aus NRW. 51 Städte und Gemeinden hatten im Jahr 2024 einen Hebesatz von über 500 Prozent festgelegt. Zu den Spitzenreitern bei den Hebesätzen gehören die Gemeinde Inden (700) im Kreis Düren, die kreisfreien Städte Oberhausen und Mülheim an der Ruhr (580), die Städte Hürth und Erftstadt (565) im Rhein-Erft-Kreis. Allein im Regierungsbezirk Köln befindet sich mit 44 Städten und Gemeinden der Schwerpunkt von 86 Prozent aller Kommunen in NRW, die einen Hebesatz von über 500 Prozentpunkten festgelegt haben. Im Jahr 2025 hat sich die Anzahl der Städte und Gemeinden mit einem Hebesatz über 500 Prozent auf 59 erhöht.

Hebesätze der Gewerbesteuer bleiben weit über dem Bundesdurchschnitt

Insgesamt hatten im Jahr 2025, 273 Städte und Gemeinden in NRW einen höheren Gewerbesteuerhebesatz als der Bundesdurchschnitt (437) von 2024. Der Standortnachteil für die gewerbliche Wirtschaft in NRW bzw. der Abstand der Gewerbesteuerhebesätze zum niedrigeren Bundesdurchschnitt ist in den letzten 10 Jahren dabei konstant geblieben.
Lichtblicke bei den investitionsfreundlichen Hebesätzen lassen sich an der Hand abzählen: In lediglich 9 Städten und Gemeinden gilt ein Hebesatz der kleiner ist als 400 Prozent. Dazu zählen unter anderem die Städte und Gemeinden Verl (355), Harsewinkel (370) und Schloß-Holte-Stukenbrock (390) im Kreis Gütersloh, die Städte und Gemeinden Straelen (370) im Kreis Kleve, Langenfeld (360) und Monheim (250) im Kreis Mettmann, die Stadt Leverkusen (250), Wettringen (375) im Kreis Steinfurt sowie Reken (390) im Kreis Borken.