04.03.2024

Auslandsgeschäft mit Hürden

Ohne den Abbau von Zöllen und weiteren handelsbeschränkenden Maßnahmen wäre der globale Handel nicht möglich. Dank zahlreicher Freihandelsabkommen und reduzierter Barrieren konnten NRW-Unternehmen bisher einfacher ausländische Märkte erschließen. Die Entwicklung der letzten Jahre geht jedoch in eine andere Richtung: Der Protektionismus erfährt weltweit Aufwind. Das wird vermehrt zum Problem für die deutsche und nordrhein-westfälische Wirtschaft.
„Mit jedem neuen Jahr spüren nordrhein-westfälische Unternehmen einen Anstieg der Handelshemmnisse. Wenn sich der Trend fortsetzt, wird schon in wenigen Jahren der Punkt erreicht sein, an dem das Auslandsgeschäft nicht mehr rentabel ist“, mahnt Ralf Stoffels, Präsident bei IHK NRW.
Mittlerweile sind 63 Prozent der Unternehmen aus NRW von Handelsbarrieren betroffen. Das sind 14 Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren. Am häufigsten genannt werden lokale Zertifizierungs- und Sicherheitsanforderungen, die viele ausländische Betriebe bei der Einfuhr von Produkten benachteiligen, aber auch Sanktionen oder intransparente Gesetzgebung. Das Ergebnis geht aus der aktuellen IHK-Umfrage „Going International 2024“ hervor.
„Das geht zulasten der Wettbewerbsfähigkeit von nordrhein-westfälischen Unternehmen. Viele Barrieren könnten von vornherein verhindert werden. Durch kongruente Gesetzgebung und ein Ineinandergreifen von Regulierungen zu Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Sorgfaltspflichten könnte der unverhältnismäßig hohe Dokumentationsaufwand, insbesondere für KMU, reduziert werden“, betont Wulf-Christian Ehrich, Fachpolitischer Sprecher Außenwirtschaft bei IHK NRW.

Grafik-Statistik-Exportsumme
Abwärtstrend bei Geschäfts- und Exporterwartungen weltweit, nur Geschäft mit USA boomt
Handelshemmnisse und grundsätzlich schwierige Rahmenbedingungen bremsen die Erwartungen im internationalen Geschäft. Auffallend zeigt sich die negative Entwicklung gegenüber dem Vorjahr innerhalb der Eurozone und der gesamten EU. 31 Prozent der Unternehmen bewerten die Geschäftsperspektive in der Eurozone als schlechter. Auch Märkte wie China, Süd- und Mittelamerika sowie der Nahe Osten weisen einen deutlichen Abwärtstrend zum Vorjahr auf. Lediglich die USA schneiden positiv ab, wenn auch geringer als zuvor. Hier warten weiterhin attraktive Marktchancen auf nordrhein-westfälische Unternehmen.
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Auch die Exporterwartungen bleiben verhalten. Das zeigen die Zahlen aus der IHK-Konjunkturumfrage zu Jahresbeginn 2024, die sich mit den Daten aus der Going International Umfrage decken.
„Internationale Märkte geben derzeit keine Impulse für NRW-Unternehmen. Das ist erschreckend, denn das Auslandsgeschäft ist ein wichtiges Standbein für die hiesigen Betriebe“, betont Ralf Stoffels.
Ein Drittel der Unternehmen gehen von einem schlechterlaufenden Exportgeschäft aus. Grund hierfür sind geopolitische Konflikte, die geringe Auslandsnachfrage, hohe heimische Energiekosten sowie hohe Inflationsraten und ein damit einhergehendes gestiegenes Zinsniveau auf den wichtigen Absatzmärkten der NRW-Exporteure.
Unternehmen planen weiterhin mit China
Trotz der sinkenden Erwartungen für Geschäfte in und mit China bekennt sich die NRW-Wirtschaft klar zum chinesischen Markt: 66 Prozent der befragten Unternehmen (Going International Umfrage) halten an ihren geschäftlichen Beziehungen mit China fest, 15 Prozent möchten diese sogar ausweiten. Diese Ergebnisse untermauern die Bedeutung des Marktes für NRW, wie auch aus einer Positionierung von IHK NRW aus dem vergangenen Jahr hervorgeht.

Hintergrund zur Umfrage:
Die Umfrage „Going International“ wird jährlich durch die DIHK mit Unterstützung der 79 Industrie- und Handelskammern in Deutschland erstellt. Die aktuelle Bundesauswertung bezieht sich auf rund 2.365 auslandsaktive Unternehmen mit Sitz in Deutschland. Die Auswertung für NRW basiert auf Antworten von 384 nordrhein-westfälischen Unternehmen. Befragungszeitraum: 29.01.2024 bis 09.02.2024