30.07.2024
Innovationskraft in NRW unter Druck: Bürokratie und aufwändige Verfahren als Hindernisse
Die Innovationsfähigkeit der nordrhein-westfälischen Wirtschaft steht vor erheblichen Herausforderungen. Wie die aktuelle Konjunkturumfrage von IHK NRW zeigt, sinkt die Investitionsbereitschaft der NRW-Wirtschaft weiter. Nur noch 22 Prozent der Unternehmen planen mit zusätzlichen Investitionen, lediglich ein knappes Viertel (26 Prozent) führt dabei Innovation als Motiv an. IHK NRW beleuchtet in seinem Impulspapier „Für ein zukunftsfestes NRW – Impulse für die Innovationspolitik“, aktuelle Defizite und weist auf die Notwendigkeit hin, diese schnell und effektiv anzugehen, um die Zukunftsfähigkeit des Standorts NRW zu sichern.
Mit dem ambitionierten Ziel, Nordrhein-Westfalen zum ersten klimaneutralen Industrieland zu machen, sind innovative Ideen und Lösungen gefragter denn je. Zusätzlich gilt es, im internationalen Standortwettbewerb der Innovationen nicht abgehängt zu werden und die Zukunftsfähigkeit unserer Branchen zu sichern. In Zeiten von Digitalisierung, einer klimafreundlichen Energieversorgung oder dem demografischen Wandel, braucht es neue, zusätzliche innovative Impulse aus einer der wichtigsten Wirtschafts- und Industrieregionen Europas.
Doch der aktuelle Status quo zeigt, dass die Innovationskraft in NRW durch mehrere Faktoren erheblich gebremst wird. Während bundesweit eine Steigerung der Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) auf 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bis 2025 angestrebt wird, liegt Nordrhein-Westfalen mit gegenwärtig lediglich 2,2 Prozent deutlich hinter anderen Bundesländern wie Bayern (3,4 Prozent) und Baden-Württemberg (5,6 Prozent). Dieser Abstand zeigt, dass NRW aufholen muss, um im nationalen und internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten.
Das zentrale strukturelle Hemmnis für die Innovationstätigkeit der Unternehmen ist neben der unsicheren wirtschaftlichen Lage die immer umfangreichere Bürokratie. Laut einer aktuellen Umfrage der IHK-Organisation beklagen rund 70 Prozent der befragten Unternehmen die hohen bürokratischen Anforderungen im Innovationsprozess. Über 80 Prozent sehen die Fülle und Unverständlichkeit der bürokratischen Auflagen als Bremse. Komplexe Zulassungs- und Genehmigungsverfahren sowie detaillierte Produktvorschriften binden in Zeiten des Fachkräftemangels wichtige Personal- und Zeitressourcen.
Mit geeigneten Ansätzen kann diesen Herausforderungen begegnet werden, um die Innovationskraft in den Regionen Nordrhein-Westfalens zu stärken. „Mit Reallaboren sollten Innovationen in einem gelockerten Regulierungsrahmen zeitlich begrenzt erprobt und bis zur Marktreife weiterentwickelt werden. Mit übergreifenden Standards und zentralen Anlaufstellen für Reallabore in ganz NRW könnte die Umsetzung und langfristige Etablierung dieser Räume des Möglichmachens erleichtert und beschleunigt werden, so Dr. Eckhard Göske, Fachpolitischer Sprecher von IHK NRW für Industrie, Forschung, Innovation und Informationstechnologie.
Ein weiterer Schlüssel zur Stärkung der Innovationskraft ist der Wissens- und Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Anwendungsorientierte Forschung zur Entwicklung neuer Produkte oder Dienstleistungen ist für Unternehmen von großer Bedeutung. Der Ausbau von Kooperationen zwischen Hochschulen und Unternehmen sowie die Verankerung des Transfer- und Gründungsgedankens in den Hochschulen sind dabei zentrale Elemente.
„Förderprogramme sind unter anderem zur Unterstützung solcher Kooperationen im Innovationsumfeld von großer Bedeutung. Viel zu häufig sind diese Programme aber mit zeitaufwändigen Antragsverfahren und langen Bearbeitungszeiten verbunden. Dies hält viele Betriebe, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU), von der Nutzung solcher Programme ab“, stellt Dr. Göske fest. Eine zeitgemäße Innovationsförderung sollte daher Vorschriften und Richtlinien reduzieren und die Prozesse praxisnäher gestalten.