Außenwirtschaftsreport 2025

Stimmungsbarometer der NRW-Wirtschaft

Zunehmende Herausforderungen im Auslandsgeschäft hemmen die wirtschaftliche Dynamik. Die angespannte geopolitische Lage, erweiterte Handelsbarrieren und eine Vielzahl an Regularien verstärken die Unsicherheiten und trüben die internationale Geschäftstätigkeit.
Geschäfte in Europa bleiben pessimistisch
In der Eurozone und den Nachbarländern bleiben die Geschäftserwartungen für den Großteil der Unternehmen vorwiegend schlechter als besser. Jedes vierte Unternehmen erwartet eine Verschlechterung der Geschäfte in der Eurozone. Das Verhältnis optimistischer und pessimistischer Erwartungen verbessert sich zwar im Vergleich zum Vorjahr, der Saldo bleibt jedoch im negativen Bereich. Grund hierfür sind insbesondere hohe Energiepreise, bürokratische Hürden und Unsicherheiten bei der Umsetzung von Regularien, die Unternehmen in der EU zu schaffen machen.

Deutsch-britische Geschäftsbeziehungen weiterhin herausfordernd
Auch für das Vereinigte Königreich bleibt die Geschäftsperspektive negativ. Jedes achte Unternehmen (13 Prozent) erwartet eine Verbesserung der Geschäfte im laufenden Jahr, 29 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung ihres Auslandsgeschäftes. Fünf Jahre nach dem Brexit bleiben die deutsch-britischen Geschäftsbeziehungen weiterhin herausfordernd.

Licht und Schatten in Asien-Pazifik Region und China
Die Geschäftserwartungen in der Asien-Pazifik Region (ohne China) sind positiver als im Vorjahr. 19 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Verbesserung. Eine Verschlechterung erwarten 20 Prozent. Deutlich pessimistischer blicken die Unternehmen hingegen auf ihre Geschäfte mit China. Dort erwarten 30 Prozent der Unternehmen eine Beeinträchtigung ihrer Geschäfte und lediglich 16 Prozent eine Verbesserung. Der bilaterale Handel wird durch Chinas konjunkturelle Schwäche und wachsende Handelsbarrieren spürbar belastet. Dazu zählen insbesondere intransparente Gesetzgebungsverfahren, die die Nachvollziehbarkeit und Umsetzung von Vorschriften erschweren, sowie handelspolitische Hürden in Form von Sanktionen.

Russlandgeschäfte erreichen neuen Tiefpunkt
Angesichts des anhaltenden russischen Krieges in der Ukraine bleiben die Geschäftserwartungen mit Russland weiterhin auf einem Tiefpunkt. Mehr als die Hälfte der Unternehmen erwartet einen Rückgang ihrer Geschäfte.
Gleichbleibende Geschäftserwartungen auf dem afrikanischen Kontinent
Die Einschätzungen der Unternehmen über ihre künftigen Geschäfte auf dem afrikanischen Kontinent haben sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert. Für Nordafrika rechnen 7 Prozent mit einer Verbesserung ihrer Geschäfte, 27 Prozent mit einer Verschlechterung. Für Subsahara-Afrika erwarten 12 Prozent eine Verbesserung, aber 35 Prozent eine Verschlechterung.

Zuversichtlichere Geschäftserwartungen für Nahost
Die Geschäftsperspektiven im Nahen Osten hellen sich im Vergleich zum Vorjahr auf. Positive und negative Erwartungen halten sich hier fast die Waage. Jedes fünfte Unternehmen geht von einer Verschlechterung der internationalen Geschäfte aus, 18 Prozent von einer Verbesserung. Andauernde Konflikte in der Region sorgen jedoch weiterhin für Unsicherheit.

Bessere Perspektive in Süd- und Mittelamerika
Die zukünftigen Geschäftschancen für die Region Süd- und Mittelamerika haben sich mit Blick auf das Vorjahr verbessert. Der Saldo steigt auf minus 5 Punkte im Vergleich zum Vorjahr mit minus 14 Punkten. Mit Blick auf ein künftiges
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Spürbare Beeinträchtigungen durch eine protektionistische US-Handelspolitik
In nahezu allen Weltregionen blicken die Unternehmen weniger pessimistisch in die Zukunft als im Vorjahr. Für Nordamerika und insbesondere die USA gilt dieser Trend nicht. Nur jedes vierte Unternehmen rechnet mit einer Verbesserung der Geschäftslage. 41 Prozent erwarten eine protektionistischere Handelspolitik der USA und infolgedessen eine Verschlechterung ihrer Geschäftsbeziehungen mit dem US-Markt – eine Entwicklung, die sich aktuell bereits abzeichnet. 77 Prozent der nordrhein-westfälischen Unternehmen erwarten spürbare negative Auswirkungen im Rahmen ihres Auslandsgeschäftes. Darunter insbesondere die Branchen Maschinenbau (94 Prozent), Fahrzeugindustrie und Zulieferer (89 Prozent), Agrar und Ernährung (83 Prozent), Feinmechanik / Optik / Medizintechnik (83 Prozent) sowie das übrige verarbeitende Gewerbe (81 Prozent).
Eine Umfrage der deutschen Auslandshandelskammern, Delegationen und Repräsentanzen aus Mai 2025 (AHK World Business Outlook) belegt eine weitere Verschärfung der Geschäftslage: Weltweit befürchten deutsche Unternehmen zunehmend negative Auswirkungen der US-Handelspolitik auf ihre lokale Geschäftstätigkeit. Besonders markant: Nach dem sogenannten „Liberation Day“ stieg der Anteil der Unternehmen, die mit solchen Beeinträchtigungen rechnen, global von 56 auf 69 Prozent. In den USA erwarten sogar 85 Prozent der dort aktiven deutschen Unternehmen handelspolitische Einschränkungen – mehr als in jeder anderen Region weltweit.
Erstmals seit Jahren werden wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen mit 49 Prozent als größtes Geschäftsrisiko genannt – noch vor einer schwachen Nachfrage (46 Prozent). In den USA ist die Lage besonders kritisch: Dort betrachten 70 Prozent der Unternehmen die Politik als größte Herausforderung.
Darüber hinaus führt der Handelskonflikt zwischen den USA und China zu wachsenden Unsicherheiten für den europäischen Markt und damit auch für Unternehmen in Nordrhein-Westfalen.
Datenbasis: DIHK Going International Umfrage 2025

Dier Ergebnisse basieren auf der Going International Umfrage 2025. Diese wird jährlich bundesweit durch die DIHK durchgeführt und zeigt Lage, Einschätzungen und Perspektiven der deutschen Wirtschaft im Auslandsgeschäft.

Wichtiger Hinweis: Die Umfrage mit 463 teilnehmenden Unternehmen aus NRW wurde im Zeitraum vom 23. Februar bis 7. März 2025 und demnach vor der Verkündung der Zollpolitik der USA und den damit verbundenen Handelskonflikten durchgeführt.