IHK NRW
Leitartikel: Der Welthandel sortiert sich neu
Der Welthandel sortiert sich neu – und Europa droht den Anschluss zu verlieren. Handelskonflikte, Protektionismus, politische Machtspiele und der zunehmende Bedeutungsverlust multilateraler Institutionen verändern die Spielregeln – oft kurzfristig, selten kalkulierbar. Sachpolitik wird zunehmend durch Impulsentscheidungen ersetzt, internationale Regeln weichen nationalen Interessen. Alte Bündnisse bröckeln, neue Machtzentren entstehen. Die EU läuft Gefahr, zur Getriebenen zu werden – dabei müsste sie eine Mitgestalterin sein. Besonders deutlich zeigt sich das im handelspolitischen Spannungsfeld zwischen der EU, den USA und China – drei Weltmächten mit grundlegend unterschiedlichen wirtschafts- und geopolitischen Ansätzen.
Die USA sind – und bleiben – ein Schlüsselpartner und zentraler Markt für die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen. Doch die wirtschaftspolitischen Signale aus Washington irritieren zunehmend. Der transatlantische Schulterschluss, auf den viele Unternehmen bauen, ist belastet. Hinzu kommt: Informationen sind schnelllebiger denn je, und Vereinbarungen aus früheren Zeiten haben vielfach ihre Gültigkeit verloren. Was heute noch als sicher gilt, kann morgen schon Makulatur sein. Unberechenbarkeit ist zur neuen Konstante geworden.
Auch China ist und bleibt für viele NRW-Unternehmen ein unverzichtbarer Partner, insbesondere bei Rohstoffen und Vorprodukten. Gleichzeitig nimmt das Risiko zu: Der asymmetrische Marktzugang, wachsende Abhängigkeiten bei kritischen Rohstoffen und die Flut chinesischer Waren auf den europäischen Markt erfordern einen differenzierten Blick. Unternehmen müsse immer stärker zwischen wirtschaftlichem Interesse und geopolitischer Realität abwägen.
Und Europa? Die EU tut sich schwer, mit klarer Stimme aufzutreten. Handelsabkommen werden hinausgezögert, Binnenmarktreformen stocken, Bürokratielasten nehmen zu. Während andere längst strategisch agieren, wird in Brüssel noch über Grundlagen debattiert. Doch gerade jetzt wäre entschlossenes Handeln gefragt. Dafür braucht es einen grundlegenden Umdenkprozess – weg von alten Selbstverständlichkeiten, hin zu mehr Pragmatismus, Tempo und Zielorientierung. Die EU muss sich vom Prinzip des kleinsten gemeinsamen Nenners lösen.
Für Nordrhein-Westfalen spitzen sich die Entwicklungen im Welthandel zu. Viele Unternehmen geraten unter Druck. Exportkrise, Regulierungsflut, Standortmängel – Investitionen werden ausgebremst. Hinzu kommen neue Handelshemmnisse, lokale Produktionsvorgaben und steigende Zölle. Das zeigt auch die aktuelle Going International Umfrage, die bestätigt: Der internationale Handel ist rauer geworden. Kleine und mittlere Unternehmen sehen sich nicht nur wachsenden Anforderungen gegenüber, sondern stellen sich zunehmend die Frage: Lohnt es sich noch, in Europa zu produzieren?
Was es jetzt braucht, ist eine handelspolitische Kurskorrektur. Handelsabkommen wie mit Indien oder den Mercosur-Staaten dürfen nicht länger aufgeschoben werden. Sie sind wichtige Instrumente zur Diversifizierung und zur Sicherung von Zukunftsmärkten. Parallel dazu muss Europa im Inneren die Wettbewerbsfähigkeit stärken: durch weniger Bürokratie, mehr digitale Prozesse und gezielte Entlastung für den Mittelstand. Außenpolitisch braucht es strategische Klarheit – wirtschaftlich braucht es eine Industriestrategie, die Wettbewerbsfähigkeit ernst meint.
Europa muss zurück auf die handelspolitische Bühne. Nicht als Zuschauer, sondern als aktiver Player. Als Markt mit Anspruch und klaren Spielregeln. Als Partner mit Haltung, aber auch mit Interesse. Nur wenn Politik und Wirtschaft jetzt gemeinsam handeln, kann Europa in dieser neuen Weltordnung bestehen.
Die Spielregeln haben sich verändert. Die EU muss wieder lernen, sie mitzugestalten – bevor andere sie dauerhaft schreiben.
Was es jetzt braucht, ist eine handelspolitische Kurskorrektur. Handelsabkommen wie mit Indien oder den Mercosur-Staaten dürfen nicht länger aufgeschoben werden. Sie sind wichtige Instrumente zur Diversifizierung und zur Sicherung von Zukunftsmärkten. Parallel dazu muss Europa im Inneren die Wettbewerbsfähigkeit stärken: durch weniger Bürokratie, mehr digitale Prozesse und gezielte Entlastung für den Mittelstand. Außenpolitisch braucht es strategische Klarheit – wirtschaftlich braucht es eine Industriestrategie, die Wettbewerbsfähigkeit ernst meint.
Europa muss zurück auf die handelspolitische Bühne. Nicht als Zuschauer, sondern als aktiver Player. Als Markt mit Anspruch und klaren Spielregeln. Als Partner mit Haltung, aber auch mit Interesse. Nur wenn Politik und Wirtschaft jetzt gemeinsam handeln, kann Europa in dieser neuen Weltordnung bestehen.
Die Spielregeln haben sich verändert. Die EU muss wieder lernen, sie mitzugestalten – bevor andere sie dauerhaft schreiben.
Die NRW-Wirtschaft im Fokus mit dem IHK-Außenwirtschaftsreport NRW
Der Report beleuchtet die volatile geopolitische und wirtschaftliche Lage anhand außenwirtschaftlicher Kennzahlen sowie Ergebnissen verschiedener Unternehmensumfragen. Die globale Stimmung ist spürbar eingetrübt. In diesem herausfordernden Umfeld ist die NRW-Wirtschaft verstärkt auf Orientierung und Unterstützung angewiesen. Die nordrhein-westfälischen Industrie- und Handelskammern stehen ihren Unternehmen dabei als verlässliche und kompetente Partner beratend zur Seite.
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