Risikofaktor Energiewende: Unternehmen verlieren Vertrauen, Investitionen bleiben aus - IHK NRW stellt NRW-Zahlen zum Energiewendebarometer 2025 vor

Die Energiewende gerät zunehmend zum Risiko für die NRW-Wirtschaft: Viele Unternehmen fühlen sich überfordert, Investitionen werden gestoppt, Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Das zeigt das aktuelle Energiewende-Barometer 2025 des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), an dem sich über 3.600 Unternehmen beteiligt haben – davon 727 aus Nordrhein-Westfalen.
Wettbewerbsfähigkeit massiv unter Druck
Das Ergebnis ist alarmierend: Nur jedes fünfte Unternehmen in NRW sieht positive Auswirkungen der Energiewende auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit. In der Industrie sind es sogar nur 13,1 % der befragten Unternehmen. 36,9 % aller Unternehmen und 58,4 % der Industrieunternehmen sehen eine zum Teil deutliche Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit.
Unternehmen ziehen Konsequenzen
„Überwiegend halten die NRW-Unternehmen am Ziel fest, klimaneutral zu werden (88,5 %)“, sagt Ralf Stoffels, Präsident von IHK NRW. „Doch der Weg dahin ist schwierig. Gerade in NRW mit der hohen Anzahl energieintensiver Branchen sind die Unternehmen skeptischer als im Bund. Die Unsicherheit zeigt sich darin, dass viele weiterhin nicht investieren.“
Die Investitionen von Unternehmen gelten als Frühwarnsystem für die wirtschaftliche Entwicklung. Besonders dramatisch ist die Lage in NRW: 42 % der produzierenden Unternehmen verschieben Investitionen, 29,3 % stoppen Ausgaben für Klimaschutzprojekte. Das ist ein Rückschritt in der Transformation – und ein strukturelles Risiko für Arbeitsplätze und Innovationskraft.
Was die Transformation behindert
Viele Probleme der Energiewende sind hausgemacht. Mit 68,5 % erreicht die Unzufriedenheit mit der Bürokratie einen neuen Rekordwert. 60,2 % der Unternehmen kritisieren die fehlende Planbarkeit der politischen Rahmenbedingungen der Energiewende. 48,2 % der nordrhein-westfälischen Unternehmen bemängeln zudem langsame Planungs- und Genehmigungsverfahren. Die hohen Energiepreise (30%), Finanzierungsmöglichkeiten (17,7 %) und fehlende Fachkräfte (17,3 %) sind weitere Aspekte, die die Transformation erschweren.
Klare Forderung an die Politik
Im Koalitionsvertrag hat die Bundesregierung zugesagt, die Stromsteuer für alle Verbraucher auf das europäische Mindestmaß zu senken. Diese Entlastung ist bis heute ausgeblieben, obwohl sich 84,2 % aller Unternehmen klar für eine Senkung der Strompreise aussprechen. Diese würde zudem Investitionen in klimafreundliche Anlagen und Technologien vom Elektroauto bis zur Wärmepumpe attraktiver machen. Strom ist für 45,8 % der Unternehmen im letzten Jahr teurer geworden, was die Standortnachteile verschärft.
Ein Plan B für die Energiewende
„Wir brauchen einen Plan B für die Energiewende, damit diese funktioniert“, so Ralf Stoffels weiter. „Nur, wenn die Unternehmen auch in Zukunft am Standort Nordrhein-Westfalen investieren, sichern wir Arbeitsplätze und unseren Wohlstand.“ Von der Politik erwartet die nordrhein-westfälische Wirtschaft klare, verlässliche Rahmenbedingungen und einen deutlichen Abbau von Bürokratie, die zum kostenintensiven Treiber der Energiewende geworden ist. Es sei höchste Zeit für einen „Plan B“, damit die Energiewende vom Risikofaktor zum Entwicklungsfaktor für die Unternehmen wird.