IHK NRW

Wege für neues Wachstum: Wann kommt der Schub aus der Digitalisierung?

Die aktuelle Digitalisierungsumfrage der IHK-Organisation bei rund 1.700 Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen gibt einen Einblick in den Digitalisierungsgrad im Land.
„In der Rezession kommt es darauf an, den Grundstein für neues Wachstum zu legen“, fasst Dr. Matthias Mainz, Geschäftsführer IHK NRW, die Ergebnisse der Umfrage zusammen. „Der Hoffnungsträger auch für die NRW-Wirtschaft sind die neuen, digitalen Anwendungen unter Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Mit ihrer Hilfe entstehen neue Branchen und traditionelle, industrielle können einen neuen Wachstumsschub entwickeln.“
Digitaler Wandel für NRW aber kein Selbstläufer!
In der Krise wächst der Druck auf die NRW-Unternehmen: 60 Prozent geben an, nicht die Zeit zu haben, sich intensiv mit digitalem Wandel zu beschäftigen (2023: 42 Prozent). Zudem werden finanzielle Mittel knapper (41 Prozent; 2023: 35 Prozent). In der Summe steigt der Digitalisierungsgrad in der NRW-Wirtschaft, aber nur langsam. In Schulnoten gerechnet erreicht NRW eine 2,8 (2023: 3,0) und schließt damit zum Bundesschnitt auf.
Noch wird der Wachstumsimpuls daher nicht wirksam: aktuell setzen 64 Prozent der Unternehmen auf Digitalisierung, um Kosten zu senken (2023: 44 Prozent). Die flexible Arbeitsgestaltung bleibt mit 65 Prozent die wichtigste Priorität – auch wenn dieser Wert gegenüber 2023 (75 Prozent) gesunken ist.
Künstliche Intelligenz zum Wachstumsfaktor machen
Dennoch, es besteht Hoffnung, denn die Nutzung von KI-Anwendungen nimmt in NRW rasant zu: Bereits 35 Prozent der Unternehmen setzen KI ein (2023: 11 Prozent), ein weiteres Drittel plant die Einführung (2023: 21 Prozent). Ein Drittel der Unternehmen nutzt KI auch zur Entwicklung und Optimierung ihrer Produkte. Der Wandel nimmt also Fahrt auf.
Im Vordergrund steht aktuell beim KI-Einsatz die Erzeugung von Inhalten und Texten (79 Prozent), insbesondere in der ITK-Branche und bei Dienstleistern. In Gastronomie und Handel wird KI vor allem zur personalisierten Kundenansprache genutzt, während Industrie und Bau auf KI zur Qualitätssicherung setzen.
Fazit: Die Ergebnisse der aktuellen Digitalumfrage zeigen: Die Unternehmen in NRW erkennen die Chancen der Digitalisierung. Besonders die Verbreitung von Künstlicher Intelligenz eröffnet neue Möglichkeiten“, erwartet Dr. Mainz: „Auch wenn der Turnaround noch nicht gelungen ist, legen die Unternehmen jetzt den Grundstein, um NRW aus der Krise zu führen. Dafür brauchen die Unternehmen politischen Rückenwind. Die kommende Bundesregierung muss jetzt den richtigen Rahmen setzen und den Unternehmen Sicherheit zum Handeln geben.“
Dazu nennt Dr. Mainz folgende Handlungsempfehlungen:
  1. Keine neue Bürokratie durch KI-Act der EU: Anwendung und Innovation sollten beim Thema KI im Vordergrund stehen. Die Umsetzung des AI-Acts der EU muss daher wirtschaftsnah und bürokratiearm erfolgen. Unternehmen sollten dabei unterstützt werden, Digitalkompetenzen für den KI-Einsatz aufzubauen, innovative Technologien zu entwickeln und auf den Markt zu bringen.
  2. Digitalschub für die Verwaltung: Die Digitalisierung der öffentlichen Hand bleibt aus Sicht der NRW-Unternehmen mit einer Note von 4,2 weiter stark versetzungsgefährdet. Für die Verwaltung braucht es einen Neustart mit einer auf Effizienz ausgerichteten Digitalisierungsstrategie für alle föderalen Ebenen, statt Wildwuchs auf den föderalen Ebenen. Der Sprung auf KI-Anwendungen muss auch in der Verwaltung gelingen.
  3. Tempo bei digitalen Infrastrukturen: Immer noch vermissen 28 Prozent der befragten Unternehmen in NRW den Zugang zum schnellen Internet. Bund und Land müssen die Errichtung einer flächendeckenden Glasfaser- und weiterer, begleitender Infrastrukturen wie Rechenzentren voranbringen.
  4. Sicherheit ist Chefsache: Jedes dritte Unternehmen verzichtet aktuell auf digitale Entwicklungen aufgrund von kritischen Sicherheitsfragen. Damit die Digitalisierung zum Wachstumsfaktor werden kann, sollten die Sicherheitsbehörden Informationen zu analogen und digitalen Bedrohungen aus einer Hand zielgerichtet und aktuell zur Verfügung stellen. Wichtig bleiben Beratungsangebote für sichere IT-Systeme und Dienstleistungen für kleine und mittlere Unternehmen.
Die vollständigen Ergebnisse der IHK-Digitalisierungsumfrage finden Sie hier: