30.10.2024

Talfahrt stoppen – jetzt wirksam gegensteuern

Im Herbst 2024 nehmen die Sorgen um die konjunkturelle und strukturelle Entwicklung in der nordrhein-westfälischen Wirtschaft zu. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer, die gestern ihre Konjunkturbefragung vorgestellt hat, fürchtet, dass Deutschland auch im kommenden Jahr den Anschluss weiter verliert (DIHK 2024).

Angesichts der beunruhigenden Wirtschaftsentwicklung appelliert Ralf Stoffels, Präsident von IHK NRW, nach den Industriegipfeln der Bundesregierung, die Lage ernst endlich zu nehmen: „In den letzten Monaten hat sich die internationale Wettbewerbsfähigkeit in vielen Unternehmen erheblich verschlechtert. Im Ergebnis stehen NRW und Deutschland vor einem dritten Jahr des Abschwungs. Die Wachstumsinitiative der Bundesregierung reicht nicht aus. Die Unternehmen brauchen konkrete Erleichterungen in den Bereichen Energiekosten, Bürokratie und Investitionen – insgesamt aber eine stringente Wirtschaftsagenda für den Standort, auch für die mittelständische Wirtschaft“, so Stoffels.
In Nordrhein-Westfalen droht eine nochmals schwächere Konjunkturentwicklung. Neben den aktuellen Problemen verfestigt sich in NRW die Wachstumsschwäche der vergangenen Jahre. Aufgrund des großen Anteils produzierender Unternehmen treffen NRW die Standortnachteile im internationalen Wettbewerb stärker als die Bundesebene.
Für NRW zeigen die Ergebnisse der Umfrage zum Herbst 2024, dass sich sowohl Lage als auch die Erwartungen der Unternehmen – zwei zentrale Konjunkturindikatoren – erneut verschlechtern. Die Lage landet in NRW erstmals seit der Corona-Kries wieder im negativen Bereich. Über ein Viertel der rund 5.000 antwortenden Unternehmen aus NRW bewertet seine aktuelle Geschäftslage in der Zwischenzeit als schlecht.
Stoffels plädiert angesichts der Ergebnisse der Industriegipfel insbesondere an die Bundesregierung: „Nach Jahren des Abschwungs droht dem Wirtschafts- und Industriestandort irreparabler Schaden. Für politische Manöver und Stillstand ist die Situation in der Zwischenzeit zu ernst. Wir müssen die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen in das Zentrum des Handelns stellen.“
Denn auch die Aussichten bleiben in der Wirtschaft kritisch: Der Indikator für die zukünftigen Geschäfte fällt in NRW weiter. Zunehmend ziehen die Unternehmen die Konsequenz aus der schlechten Entwicklung und reduzieren ihre Beschäftigungs- und Investitionspläne. Derzeit plant ein Viertel der Unternehmen mit weniger Personal. Auch bei den Investitionsabsichten überwiegt die Zurückhaltung. Ein Drittel der Unternehmen plant mit weniger Investitionen, in Teilen der Industriebranchen schränkt fast die Hälfte ihre Investitionen ein.
Noch wirken sich weder die Zinssenkungen der EZB noch die steigenden Realeinkommen positiv auf die Märkte aus. Vielmehr drückt die anhaltende Verunsicherung auf die Inlandsnachfrage und auch die Exporterwartungen bleiben aufgrund geopolitischer Spannungen und hoher Arbeitskosten verhalten.