IHK NRW
IHK NRW warnt: NRW-Alleingang könnte Energiewende und Investitionen ausbremsen. Gewinnung heimischer Rohstoffe ist nicht nur für Kies- und Sandindustrie von Bedeutung
Aktuell wird erneut über die Gewinnung von heimischen Rohstoffen wie Kies und Sand, aber auch Ton und Erden diskutiert. Die Verbände der kies- und sandgewinnenden Industrie haben heute darauf hingewiesen, dass die NRW-Landesregierung weniger Flächen für den Abbau bereitstellen und die Rohstoffgewinnung mit höheren Abgaben belegen will.
„Das trifft nicht nur die Kiesindustrie selbst, sondern hat Folgen für weite Teile unserer Wirtschaft“, warnt IHK NRW Präsident Ralf Stoffels. „Wenn weniger Rohstoffe abgebaut werden dürfen und die verbleibenden Mengen zusätzlich mit einer Rohstoffabgabe belegt werden, führt das zu deutlich steigenden Preisen besonders da, wo viel gebaut werden soll.“
Bundesweit sollen in den nächsten Jahren rund 400.000 neue Wohnungen entstehen. Auch in NRW muss dringend neuer Wohnraum geschaffen werden. Viele Umbauten werden notwendig sein, um die Wärmewende zu schaffen. Hinzu kommt die Erneuerung maroder Brücken, Straßen und Radwege. Auch Windenergieanlagen und Strommasten brauchen Fundamente. Wenn Kies und Sand aus heimischer Produktion hierfür nicht ausreichen oder zu teuer sind, müssen sie importiert wer-den. Das bedeutet, dass riesige Mengen über weite Distanzen oft per LKW zur Baustelle transportiert werden. Außerdem kommt hinzu, dass Sand nicht gleich Sand ist und die Qualität des Grundstoffes gesichert werden muss.
Seit der Ankündigung einer Rohstoffabgabe und der Reduzierung der Kies- und Sandgewinnung wächst in vielen Branchen der NRW-Wirtschaft die Beunruhigung vor Versorgungsengpässen, Preissteigerungen, Wettbewerbsverzerrungen und schlussendlich vor der Schaffung neuer Abhängigkeiten.
„Wir brauchen Versorgungssicherheit bei Rohstoffen und für unsere Rohstoffunternehmen hier in NRW langfristige Planungssicherheit“, so Stoffels.
IHK NRW setzt darauf, dass sich die NRW-Landesregierung stärker an der Rohstoffstrategie der EU und des Bundes orientiert und auf einen Alleingang verzichtet.
„Rohstoffe sind Teil der Daseins-vorsorge, denn ohne sie funktioniert unser tägliches Leben nicht. Wir brauchen eine kluge Strategie, die einen verträglichen Abbau von Rohstoffen ermöglicht und gleichermaßen die Nutzung von Sekundär- und Alternativrohstoffen im Blick hat. Ein NRW-Sonderweg schwächt unsere Wirtschaft und den Standort auch im Vergleich zu den Nachbarbundesländern, in denen man dann billiger bauen kann.“, betont der IHK NRW Präsident.
Sinnvoll wäre es, die Rohstoffversorgung auf Basis geeigneter Monitoringverfahren stärker zwischen EU, Bund und NRW zu koordinieren. Der zuletzt deutlich gestiegene Rohstoffbedarf ist hierbei besonders zu berücksichtigen.
Zur Stärkung der Versorgungssicherheit ist aus Sicht von IHK NRW ein Zweiklang sinnvoll: Neben einer ausreichenden Flächenvorsorge zum Abbau der Primärrohstoffe rücken auch die Wieder-verwendung bereits eingesetzter Materialien oder Alternativbaustoffe in den Fokus. Die Unternehmen der Branche recyceln bereits zu einem sehr hohen Anteil Baustoffe. Diese besitzen eine hohe Güte und können vielfältig in der Bauindustrie eingesetzt werden. Die Potenziale für den Einsatz von Sekundärrohstoffen sind da, dennoch können sie derzeit nur zu einem gewissen Grad Primär-rohstoffe ersetzen. Am Ende können sie somit lediglich einen geringen Beitrag zur Reduzierung des Primärrohstoffbedarfs leisten. Es bedarf zum einen neuer Verfahren und technologischer Entwick-lungen, um die Recyclingquoten noch weiter zu erhöhen und den Einsatz alternativer Baustoffe zu forcieren. Die Landesregierung sollte geeignete Strategien und Förderbedingungen entwickeln, um diese Potentiale zu nutzen. Zum andern sollte sie Sekundärrohstoffe verstärkt in öffentlichen Aus-schreibungsverfahren berücksichtigen.
# IHK NRW ist der Zusammenschluss der 16 Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen. IHK NRW vertritt die Gesamtheit der IHKs in NRW gegenüber der Landesregierung, dem Landtag sowie den für die Kammerarbeit wichtigen Behörden und Organisationen.