Außenwirtschaftsreport NRW

Außenwirtschaftsreport NRW: Auslandsaktive Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen

Die Corona-Pandemie, der Brexit und insbesondere der Krieg in der Ukraine decken die Verwundbarkeit internationaler Wertschöpfungsketten und zunehmende Abhängigkeiten auf dem Weltmarkt zwischen einzelnen Handelspartnern auf. Über drei Viertel der Unternehmen aus Deutschland sind vom Krieg und den Auswirkungen geschäftlich betroffen und nun gefordert, zu reagieren. „Die Transformation des globalen Miteinanders hat eine zunehmende Dynamik entwickelt: Der Welthandel ist im Umbruch“, betont Ralf Stoffels, Präsident von IHK NRW.
Bis zu Beginn des Krieges stand der Außenhandel nordrhein-westfälischer Unternehmen auf Erholungskurs. Das zeigt auch der aktuelle Außenwirtschaftsreport mit Blick auf das letzte Jahr. Insbesondere die Exporte NRWs in die zehn wichtigsten Handelsmärkte hatten wieder deutlich zugenommen: Das Geschäft mit dem Haupthandelspartner Niederlande verzeichnete einen Zuwachs von 18,2 Prozent gegenüber 2020. Ein Rückgang zeigte sich beim Exportgeschäft mit China (-2,1 Prozent) und Großbritannien (-4,5 Prozent).

Lieferkettenprobleme nehmen zu

Seit dem 24.02.2022 und der verstärkten Zero-Covid-Politik der chinesischen Regierung sehen sich nordrhein-westfälische Unternehmen jedoch großen Herausforderungen gegenüber, insbesondere in ihren Lieferketten. Neben den globalen Krisen wirken sich auch zunehmende protektionistische Maß-nahmen sowie neue gesetzliche Regelungen zu umwelt- und menschenrechtsbezogenen Sorgfalts-pflichten auf die derzeitigen und künftigen Handelsbeziehungen aus. 
„Die neuen Sorgfaltspflichten kommen zur denkbar schlechtesten Zeit. Derzeit kämpfen die Unternehmen mit massiven Einbrüchen und Störungen über die gesamte Wertschöpfungskette. Mit dem Lieferkettengesetz fürchten sie einen weiteren enormen bürokratischen Zusatzaufwand. Dabei ist auch zu beachten, dass die Unternehmen schon jetzt eine Vielzahl der gesetzlichen Forderungen erfüllen.“, so Wulf-Christian Ehrich, Fachpolitischer Sprecher Außenwirtschaft von IHK NRW. 
Bereits in den ersten drei Wochen nach Kriegsbeginn sahen sich einer deutschlandweiten Erhebung der IHK-Organisation zufolge 78 Prozent der Betriebe vom Krieg und seinen Auswirkungen geschäftlich betroffen. Im Detail berichten 60 Prozent der Unternehmen von steigenden Preisen oder gestörten Lieferketten, 18 Prozent nennen direkte Folgen – etwa den Verlust von Kunden oder Lieferanten. 

Wirtschaft benötigt Unterstützung

„Die Wirtschaft ist nun umso mehr gefordert, sich international widerstands- und wettbewerbsfähig aufzustellen. Dafür sind auch politische Regularien notwendig“ sagt Stoffels. Die Wirtschaft ist auf Hilfe bei der Bewältigung der Lieferkettenprobleme angewiesen. Allein mit Blick auf die Umsetzung des nationalen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes geben laut einer IHK-Umfrage rund 45 Prozent der Unternehmen an, Unterstützung bei der Rückverfolgung, der Überprüfung sowie der Kontrolle der Lieferketten zu benötigen. 
An dieser Stelle setzen sich die 16 Industrie- und Handelskammern für die Bedarfe der Wirtschaft ein. Sie beraten und helfen beim Auf- und Ausbau des internationalen Geschäftes. Aber auch bei Meinungsbildungsprozessen und der politischen Interessensvertretung sind die IHKs ein wichtiger Partner der Wirtschaft. Erst Ende April waren die 16 IHKs und Unternehmen zu Gast in Brüssel, um den EU-Vertretenden die Sorgen der Wirtschaft vorzustellen. In erster Linie ging es dabei um die aus dem Lieferkettengesetz resultierenden Belastungen.
Den Außenwirtschaftsreport NRW können Sie hier herunterladen: www.ihk-nrw.de/auwi-report
IHK NRW ist der Zusammenschluss der 16 Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen. IHK NRW vertritt die Gesamtheit der IHKs in NRW gegenüber der Landesregierung, dem Landtag sowie den für die Kammerarbeit wichtigen Behörden und Organisationen.