IHK NRW

Im Fokus: Asien-Pazifik Raum zwischen Wettbewerb und Marktchancen

Die Staaten Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam haben sich mit rund 670 Millionen Einwohnern zur Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) zusammengeschlossen. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt zählt die ASEAN-Region damit zu den fünf größten Volkswirtschaften der Welt.
Zwischen 2000 und 2019 verzeichnete die ASEAN-Region ein durchschnittliches reales Wirtschaftswachstum von knapp 6 Prozent pro Jahr. Damit wird ASEAN im Welthandel weiter an Bedeutung gewinnen. Die Bedeutung der Region wird auch durch die Freihandelsabkommen der EU mit Singapur und Vietnam herausgestellt. Mit weiteren ASEAN-Staaten führt die EU derzeit Gespräche.
Unter anderem aus diesem Grund ist seit 2015 der Trend zu beobachten, dass die ASEAN-Region als Beschaffungsmarkt für nordrhein-westfälische Unternehmen zunehmend in den Fokus rückt – dies auch vor dem Hintergrund, einseitige Länder-abhängigkeiten zu vermeiden und Lieferketten zu diversifizieren.
Exportseitig bieten die ASEAN-Staaten für Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen noch ungenutzte Potentiale, denn aktuell gehen nicht einmal zwei Prozent der deutschen Exporte in die Region. Die ASEAN-Region kann als attraktiver Wachstumsmarkt somit zukünftig als eine neue Alternative für das Wirtschaften in Asien fungieren.
Der ASEAN-Markt ist aber kein Selbstläufer, so sind die ASEAN-Staaten beispielsweise auch branchentechnisch unterschiedlich stark aufgestellt. Wie überall ist eine gute Vorbereitung zum Markteinstieg unabdingbar. Besonders für die Branchen Automobil, Elektronik, Maschinen- und Anlagenbau, Bekleidung, Medizin- und Umwelttechnik bieten sich im gesamten ASEAN-Raum gute Geschäftschancen.
Als Reaktion auf die frühere Null-Covid-Politik und die zunehmenden geopolitischen Spannungen stellen Unternehmen ihr Chinageschäft auf den Prüfstand. Für einige Branchen – zum Beispiel Maschinenbau oder Elektroindustrie – sind sowohl die USA als auch China gleichermaßen wichtige Märkte. Diese Unternehmen geraten zunehmend zwischen die Fronten. Sie müssen zwischen den Märkten „lavieren“, sich entscheiden oder in beiden Märkten voneinander unabhängige Einheiten aufbauen. Letzteres fällt großen Unternehmen oft leichter als kleinen. Um strategische Abhängigkeiten zu vermeiden, versuchen Unternehmen ihr Risiko zu streuen, indem sie ihre Geschäftstätigkeiten und Lieferketten diversifizieren – vor allem in Richtung Asien oder Europa.
Trotz Diversifizierungsvorhaben bleibt China ein wichtiger Markt für die nordrhein-westfälische Wirtschaft. Sowohl als Beschaffungsmarkt mit wichtigen Rohstoffen, wie Silizium oder Seltenen Erden, als auch als Absatzmarkt ist China ein wichtiger Handelspartner. Das Handelsvolumen ist im Zeitraum von 5 Jahren um 34 Prozent gestiegen.
Auch politische Ziele wie die Energiewende sind ohne China nicht zu schaffen. Eine Flankierung des Chinageschäfts durch die Politik und eine Fortsetzung des Dialogs mit China sind nach wie vor unverzichtbar. Themen sind unter anderem der Abbau von Marktzugangshürden und die Schaffung eines Level-Playing-Fields mit einheitlichen Rahmenbedingungen für einen fairen Wettbewerb.
Die China-Strategie der Bundesregierung, die im ersten Halbjahr 2023 vorgestellt werden soll, zielt darauf ab, die bilaterale Zusammenarbeit unter den aktuellen globalen Herausforderungen neu zu gestalten und in eine EU-China-Politik einzubetten. Dies ist ein Balanceakt, denn dabei gilt es, die Risiken zu verringern und gleichzeitig wirtschaftliche Potenziale der bilateralen Zusammenarbeit zu fördern. Befürchtet werden erhöhte bürokratische Anforderungen (u.a. durch Mitteilungspflichten) beim Chinageschäft, die auf Unternehmen zukommen könnten.